Booni

Moin ersma.
Das Bild is von hier

Das ist also Booni. Ich hab mir Booni grade nochmal durchgelesen und kleine Details verändert, die meiner Meinung nach eher einen Punkt setzen. Auf dieses seltsame Stück gab es verschiedene Reaktionen. Zum einen waren da natürlich Menschen die Ähnliches meinen erlebt zu haben. Wiederum andere die entsetzt waren und sich solch Prozedere kaum vorstellen konnten. Welche die in der autobiographischen Form eine Dokumentation sahen und auf mich persönlich zurück schlossen. Wie immer, bleibt die Natur der Sache hierbei verborgen, schließlich lässt sich Wahrheit auf einen Rauschzustand reduzieren.



Gut, kommen wir zum Textausszug

Booni

Auf meinem „To Do“ Zettel jagte ein wichtiger Termin den nächsten:

09.00 Uhr – Arzttermin
10.00 Uhr - Arbeitsamt
11.00 Uhr - Irgendwie Geld besorgen

Und so weiter und so fort. Ich habe eine große Begabung, die wichtigen Dinge spät, später, oder gar nicht zu erledigen. Es ergeben sich, durch die beharrliche nach hinten Verschieberei, Situationen denen ich nicht wirklich gewachsen bin. Um neun den Termin beim Dr. Lenkmeyer. Klar – sicher - ist ja überhaupt kein Ding... Einfach zusammenreißen! Die letzte Fehldiagnose des Doktors hatte unter anderem dazu geführt, dass ich in einem vollgepissten Treppenhaus zusammengebrochen und fast verreckt war. So lagen die Dinge nun mal. Patient zweiter Klasse. Es gibt in diesem, nach Privatisierung riechendem Haufen eben nur zwei Kategorien von Patienten. Die einen haben Geld, die anderen sind Kunstfehler. Naja, was soll ich sagen. Ich stelle mir heute noch vor, wie ich den Doktor auf die Liege im Behandlungszimmer schnalle. Der Knebel sperrt alle schallenden Wehklagen in eine fleischige Mundhöhle. Ich lege Doktors Stethoskop an Doktors Brust an, höre pathetisch rasendes Klopfen und pfeife eine putzige Melodie dazu. Mit Selbstzufriedenheit blicke ich in die weit aufgerissenen Augen und dann geht das bisschen kümmerliche Krächzen auch in den mechanischen Lauten der Flex unter, die beginnt sich in den Doktorenschenkel zu fressen. „Huch, abgerutscht“ höre ich mich kichernd sagen und ein Schwall Blut spritzt durch meine kühle, klinische Phantasie. Nein, heute war einfach nicht der Tag des großen Zusammenreißens. Heute wäre ein guter Tag für Geschnetzeltes. Ich stand auf und verließ das Wartezimmer. Es hat eine halbe, verschissene Ewigkeit gebraucht, bis ich die panikartigen Anfälle in den Griff bekommen habe, die mir so circa 300 Meter vor der Tür zum Arbeitsamt aus allen Hautporen schwitzten. Hämmern in der Brust. Hämmern im Schädel. Kein klarer Gedanke. Außer den vielen Vermeidungsstrategien: Kriechend, schlängelnd, flüsternd. Ich nahm einen letzten Zug der heiß gerauchten Zigarette, dem Glimmstengel, den ich zwischen Mittel -und Zeigefinger presste, als sei es das Einzige, an dem ich festhalten konnte. Meine Kippe landete in einem Haufen fremder Stummel vor der gläsernen Arbeitsamtstür, welche ich heute nicht öffnen würde. So lagen die Dinge nun mal.
Nachdem ich so ziemlich nichts erreicht hatte, beschloss ich meiner Tante einen Besuch abzustatten. Wie immer kläffte der Hund, als ich gegen das Milchglasfenster der Eingangstür klopfte. Ich stieg die Treppe zum Wohnzimmer zurückbellend hoch.
Ah, da ist ja die Sippe.“ Meine Tante betonte, mich breit angrinsend „die Sippe“ mit besonderer Verachtung. Ich sah in die Runde. Auf der Zweiercouch saß meine Tante, aus mir unbekannten Gründen den rauchenden Zauberstab schwingend und neben ihr hatte es sich der Hund wieder gemütlich gemacht. Auf der Dreiercouch saßen zwei mir unbekannte Typen. Der Eine trug eine braune Lederweste und war damit beschäftigt sich eine neue Flasche Bier aufzumachen. Der Andere hatte lange, lockige, ziemlich fettige Haare, die ihm, dem wankenden Oberkörper hinterher schwingend, ins Gesicht hingen. Er war dabei sich eine zu drehen, nur fiel ihm der Tabak immer wieder aus dem Blättchen auf den Tisch zwischen die Bierflaschen. Auf dem Sessel daneben saß mein Onkel, der mich mit „Na, Josef“ und finsterem Blick begrüßte, als hätte ich schon wieder sowas schlimmes verbrochen, wie einen Doktor zersägt. Ich heiße auch gar nicht Josef, aber egal. Bei meinem Onkel konnte leicht der Eindruck entstehen, dass das Böse nun vollends Besitz von ihm ergriffen hätte und seine massige Gestalt unterstrich dies grob. Diese eindringlichen Augen zogen einen manchmal in ein gänzlich schwarzes Meer aus schauriger Nacht, das einen zu ertränken drohte und so widersprach man sehr selten, wenn man von ihm Josef genannt wurde. Ganz ein schauriges Hexerexemplar, das ein ganzes schönes Herz zu verstecken gedachte. Mit Blick auf den wankenden Langhaarigen grüßte ich zurück:
Na, ihr habt ja auch schon ordentlich Seegang, was!? Is noch eins da?“
Ja, hinten“, antwortete meine Tante und fügte hinzu: „Kannst mir auch noch eins mitbringen.“
Mir auch, wenn du schon fragst.“
Und eins für den Onkel“, kommentierte ich und fragte: „Sonst noch einer n`Bier?“
Joa nö, hab noch“ und „Zznbiär“ hieß es, vom Dreiersitzer aus. Ich nahm also ein paar leere Flaschen vom Tisch, brachte ein paar volle mit und zwängte mich neben die unbekannten Gestalten, die zweifelsohne der Unterhexenwelt entstammten. Wir mussten lachen, als der Langhaarige seine Zigarette für fertig gedreht hielt und sie sich in den Mund steckte. Das knittrige Blättchen klebte gerade mal zur Hälfte und zur übrigen Länge hing der kräuselnde Tabak heraus, wie überdimensional buschige Schamhaare eines Mundwurms. Des Langhaarigen Glück, dass er außer Stande war, seinem Zauberstab ein Flämmchen zu entlocken. Es wäre ein weiteres Beispiel der spontanen Selbstentzündung geworden. Als ich das erste Bier fast geleert hatte, kramte mein Onkel in seinen Taschen und zückte den borstigen Talerbeutel aus Meerschweinleder hervor.
Hier Josef, geh mal rüber und hol ma` drei Pakete Boonekamp und`n Tabak für dich.“ Ich nahm also den Zehner, den mein Onkel mir hinhielt und machte mich auf den Weg. Boonekamp! Kann man was Schlimmeres saufen? Gut, die Tetrapacks Wein sind auch hitverdächtig. Aber kaputt macht das Gesöff allemal. Irgendwann im Suff, hab ich mir mal folgende Notizen in mein Büchlein gekritzelt:
Boonekamp:

Hier der Link zur ganzen Geschichte, natürlich völlig kostenlos, so wie ihr es gewohnt seit.

2 Kommentare:

  1. :D dein schreibstil. so nice. ich hau mich weg :D also nich wirklich aber innerlich. so freu. verstehste? :D

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