YO! Der Wochenrückblick:
In dieser Woche habe ich mich mit
Geschlechterquoten und Leseverhalten vor dem Hintergrund der
weitverbreiteten medialen Endgeräte beschäftigt. Außerdem berichte
ich als Teilnehmer an der Veranstaltung »lange Nächte Eckernförde«
und schiebe zu guter Letzt ein paar News hinterher.
In einem der Sozialen-Netzwerke kam ich
in ein Gespräch über die Frauen-, bzw. Geschlechterquote.
Ich erspare Dir an dieser Stelle die
Einzelheiten dieser Commentabfolge, es sei nur gesagt, dass es sich
um einen Post handelte, der begründen sollte, warum, oder wann,
gegen eine Geschlechterquote zu stimmen ist. Die Begründung erschien
mir auf den ersten Blick nicht einleuchtend, also fragte ich nach.
Für mich war es der Anstoß, mich endlich einmal näher mit dem
Prozedere einer Quote zu beschäftigen.
Vorweg und verkürzt gesagt, sehe ich
nun eine Geschlechterquote als mögliches Instrument, um
strukturellen Sexismus in Institutionen/Parteien/Unternehmen/usw
entgegen zu wirken.
Die Gegenargumente, bspw. dass eine
Frauenquote ja Zwang für Frauen bedeuten würde, halte ich für
(latent) anti-feministisch motiviert, zumindest für eine verpackte
Scheißegal-Haltung. Wer das anders sieht - ich lasse mich gerne belehren.
Gleichberechtigungen herbei zu führen,
bedeutet aus meiner Sicht auch ein Durchsetzen, ein Kampf gegen
bestehende Strukturen, und ja, das wird wahrscheinlich anstrengend
und auch »unkomfortabel« sein. Hier, finde ich, ist »Einsatz« und
ein Mitdenken von anderen Betroffenen wünschenswert. <3-!POWER!-<3
Es ist mir letztlich egal welches
Geschlecht uns ausbeutet, schikaniert, gängelt, unsere Rechte
beschneidet, und diese Aspekte fand ich beim lesen selten
berücksichtigt. Jedoch stieß ich bei meinen Recherchen auf eine
Artikel-Reihe, die auf www.maedchenmannschaft.net
zu finden ist, und hier
fand ich einen guten Ausgangspunkt, um mich mit den Ansätzen
feministischer Ökonomie auseinander zu setzen.
Nun wurden im Post ja Gründe gegen
eine Quote (unter gewissen Umständen) angeführt, aber was für
Pro-Gründe gibt es? Ich fand Folgendes:
Hast du Grund 8. gelesen?
»8. Konferenzen werden kürzer. Die
Quote schont die Nerven.«
Ich musste mich herzlich kringeln, vor
lachen und dachte bei mir, dass Grund 8. irgendwie mit Grund 10.
zusammenhängt. Die 10 Gründe wurden natürlich sofort im Thread
gepostet.
Im Zuge der Veranstaltung »Lange Nächte Eckernförde«,
unter dem Motto »Ein Korn, ein Gedicht« bekam ich die Gelegenheit
mit anderen Menschen eine Lesung zu gestalten. Ich würde »Tacheles:Dein Alltag ist ein Abenteuer!«, Folge 3, die Hellas, vorlesen, hatte
aber ehrlich gesagt keinen Plan, was die anderen so machen. Die
orientalische Räumlichkeit war kuschelig und mit ca. 15 Personen gut
besucht. Um so mehr freute ich mich, als Klaus Funke den Start
hinlegte und das erste Gedicht mit diesen Worten einleitete: »Dieses
Gedicht ist all den sozial benachteiligten Menschen gewidmet.«
YES YOAH!, dachte ich in diesem
Moment. Kein Wischiwaschiweichspülanfang, den
ich so sehr fürchtete.
An dieser Stelle danke ich auch den anderen Teilnehmerinnen für ihre kreativen Kostbarkeiten und für die Aufmerksamkeit des Publikums. Wer noch dabei war, könnt ihr hier nachlesen.
An dieser Stelle danke ich auch den anderen Teilnehmerinnen für ihre kreativen Kostbarkeiten und für die Aufmerksamkeit des Publikums. Wer noch dabei war, könnt ihr hier nachlesen.
Vor meinem Auftritt
war ich auf einem Vortrag. Das Thema war »Lesegewohnheiten vor dem
Hintergrund neuer und neuster Medien«. Das interessiert mich ja. Ich
hab Bock auf den innovativen Scheiß, auf den unabhängigen Scheiß,
auf Gedanken, die sich um Möglichkeiten drehen, die »neue und
neuste Medien« bieten. Das heißt also, ich interessiere mich sehr für das, was Du dann nachher auf Deinem, unter beschissensten Verhältnissen hergestellten, Elektroschrott siehst und anklickst. Aus dem Vortrag habe ich,
ziemlich überspitzt, völlig subjektiv, aber mMn deutlich gesagt, Folgendes mitgenommen:
- Bücher sind kein Medium für Text, Bücher sind heilig
- Ihr sollt alle die Bücher in Buchhandlungen kaufen
- Eltern sollen, wenn sie denn verantwortungsbewusst sind, mit ihren Kindern Kinderbücher in Buchhandlungen kaufen
- Der größte Online-Buchhandel-Konzern ist der Teufel
- Ebook-Reader sind etwas Abfälliges, also Teufelszeug
- Ebooks sind einfach nur kopierte Texte
- Die Buchpreisbindung ist der magische Schutzwall vor dem Zorn des Wer/Wasauchimmer
- Die »großen« Verlage, sind sehr nette Konzerne, die die heiligen Bücher wirklich lieben
Hier verschlug es mir die Sprache, da
ein profitorientiertes System/Unternehmen mit dem Wort »Liebe«
einfach mal dermaßen verharmlost und verzerrt wurde. Geschockt
vergaß ich zu sagen, dass der Markt, der dem Verlagswesen am
ähnlichsten ist, mMn der Musikmarkt ist. Das vielleicht einmal rüber
geschielt werden könnte, um daraus zu lernen, da, aller
Wahrscheinlichkeit nach, die Buchpreisbindung in naher Zukunft nicht
mehr existieren wird. Ach, wusstet ihr, das all das Musikzeugs von
der Gema geregelt wird? Das wurde so vermutet. Ich vermeinte nicht
nur mein Raunen im Saal zu vernehmen.
Interessant fand ich einen Beitrag aus
dem Publikum: Die Idee, die Politik solle eine staatliche Initiative
einrichten, eine Art Förderung, um Leuten, die nicht soviel Kohle
haben, den empfohlenen Buchkauf auch zu ermöglichen. Du würdest
dann Fördermittel für Bücher beantragen, die in Deinem Haushalt,
Deiner Meinung nach nicht fehlen sollten. Entgegnet wurde, dass
Bücher nun einmal nicht billiger herzustellen seien. Häh, wie
bitte? Darum ging es doch nicht?! Auf die Klarstellung wurde nicht
reagiert, obwohl hier das erste Mal von einem »Lösungsansatz«
gesprochen wurde, der in Richtung Politik abzielt und nicht 0815
Standard ist (Vonwegen die KonsumentInnen müssten durch ihr
Kaufverhalten irgendwelche Lösungen herbei führen).
Und dann komme ich zum letzten Punkt,
den ich mitgenommen habe:
- Ändere bloß nix am bestehenden, heiligen System, weil das auch Arbeitsplätze vernichtet :(
Über neue Medien,
und vor allem neuste Medien, habe ich nichts gehört. Es sei denn,
Ebook-Reader, Tablets und Internet werden als #Neuland betrachtet
(Ich sage nicht »Neuland«, weil ich das so witzig finde und mich
dem heiteren Gebrechen anbiedern will, sondern, weil ich es so
traurig finde, wo das technische Knowhow im eigenen Business und
Schaffen vor sich hin röchelt). So gern hätte ich Leute gefunden,
die interessiert sind: an Innovation, kreativem Potential und Wegen,
die nicht vom Markt gegangen werden (können).
Sind Creative
Commons Lizenzen nicht eine geile Option für unabhängiges publizieren? Sind mediale Mischformen von
Literatur, Video und solchem Zeugs nicht eine zu erkundende
Herausforderung? Inhalte frei ins Netz zu stellen und lediglich die
Form als Produkt zu betrachten, ist doch DIE Möglichkeit, innerhalb dieses Systems, um Leuten
Impulse zu geben, nicht nur den Status in Sozialen-Netzwerken zu
lesen und eben Leute einzubeziehen, statt die ökonomische
Ausgrenzung zu stützen?!
Weißt Du warum ich
mein erstes (dickeres) Buch überhaupt gelesen habe? Ich bin ja
keiner dieser sog. »Bücherwürmer«, die schon als Kind in der
Bibliothek abhingen und auch nicht in einem Akademikerhaushalt
aufgewachsen, wo ich mir den Zugang zu Literatur eher denken kann. Es
war bei einer sechsstündigen Autofahrt, ich war 12 Jahre alt und
hatte keinen GameBoy! Danach war ich angefixt, aber solche Szenarien
sind heute und hier, im Zeitalter der medialen Beballerung, nicht
mehr obligatorisch denkbar! Also muss ich als
AutorIn/VerlegerIn/BuchverkäuferIn heute andere Möglichkeiten für
Anreize schaffen, mich beschäftigen, statt auszublenden, auf eine
einfache Idealisierung von Büchern zu bestehen, die ich dann
dogmatisch zur Diskussion stelle und Anwesende versuche zu
»bekehren«.
Joa, und dann wären
wir auch schon fast am Ende dieses Wochenüberblicks. Die neue
blumseltsame Internetpräsenz wird voraussichtlich im Dezember online
gehen. Und Da ich selber momentan keine Kohle habe, um großartig
Produktionsmittel zu kaufen, bin ich sehr froh, dass mir der offene
Kanal Kiel die benötigte Technik zur Verfügung stellen kann. Das
Script ist geschrieben. Die Location ist gefunden. Ein paar Dinge
müssen noch geklärt werden, aber dann heißt es:
Lasset das Drehen
beginnen!
Und ich komme
meiner Vision von einem Hörbuch-Video Schritt für Schritt näher.
Gruzz
blumseltsam
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