Wochenrückblick_Anfang_Nov_13

YO! Der Wochenrückblick:

In dieser Woche habe ich mich mit Geschlechterquoten und Leseverhalten vor dem Hintergrund der weitverbreiteten medialen Endgeräte beschäftigt. Außerdem berichte ich als Teilnehmer an der Veranstaltung »lange Nächte Eckernförde« und schiebe zu guter Letzt ein paar News hinterher.

In einem der Sozialen-Netzwerke kam ich in ein Gespräch über die Frauen-, bzw. Geschlechterquote.
Ich erspare Dir an dieser Stelle die Einzelheiten dieser Commentabfolge, es sei nur gesagt, dass es sich um einen Post handelte, der begründen sollte, warum, oder wann, gegen eine Geschlechterquote zu stimmen ist. Die Begründung erschien mir auf den ersten Blick nicht einleuchtend, also fragte ich nach. Für mich war es der Anstoß, mich endlich einmal näher mit dem Prozedere einer Quote zu beschäftigen.

Vorweg und verkürzt gesagt, sehe ich nun eine Geschlechterquote als mögliches Instrument, um strukturellen Sexismus in Institutionen/Parteien/Unternehmen/usw entgegen zu wirken.

Die Gegenargumente, bspw. dass eine Frauenquote ja Zwang für Frauen bedeuten würde, halte ich für (latent) anti-feministisch motiviert, zumindest für eine verpackte Scheißegal-Haltung. Wer das anders sieht - ich lasse mich gerne belehren.

Gleichberechtigungen herbei zu führen, bedeutet aus meiner Sicht auch ein Durchsetzen, ein Kampf gegen bestehende Strukturen, und ja, das wird wahrscheinlich anstrengend und auch »unkomfortabel« sein. Hier, finde ich, ist »Einsatz« und ein Mitdenken von anderen Betroffenen wünschenswert. <3-!POWER!-<3

Es ist mir letztlich egal welches Geschlecht uns ausbeutet, schikaniert, gängelt, unsere Rechte beschneidet, und diese Aspekte fand ich beim lesen selten berücksichtigt. Jedoch stieß ich bei meinen Recherchen auf eine Artikel-Reihe, die auf www.maedchenmannschaft.net zu finden ist, und hier fand ich einen guten Ausgangspunkt, um mich mit den Ansätzen feministischer Ökonomie auseinander zu setzen.

Nun wurden im Post ja Gründe gegen eine Quote (unter gewissen Umständen) angeführt, aber was für Pro-Gründe gibt es? Ich fand Folgendes:

Hast du Grund 8. gelesen?

»8. Konferenzen werden kürzer. Die Quote schont die Nerven.«

Ich musste mich herzlich kringeln, vor lachen und dachte bei mir, dass Grund 8. irgendwie mit Grund 10. zusammenhängt. Die 10 Gründe wurden natürlich sofort im Thread gepostet.

Im Zuge der Veranstaltung »Lange Nächte Eckernförde«, unter dem Motto »Ein Korn, ein Gedicht« bekam ich die Gelegenheit mit anderen Menschen eine Lesung zu gestalten. Ich würde »Tacheles:Dein Alltag ist ein Abenteuer!«, Folge 3, die Hellas, vorlesen, hatte aber ehrlich gesagt keinen Plan, was die anderen so machen. Die orientalische Räumlichkeit war kuschelig und mit ca. 15 Personen gut besucht. Um so mehr freute ich mich, als Klaus Funke den Start hinlegte und das erste Gedicht mit diesen Worten einleitete: »Dieses Gedicht ist all den sozial benachteiligten Menschen gewidmet.«

YES YOAH!, dachte ich in diesem Moment. Kein Wischiwaschiweichspülanfang, den ich so sehr fürchtete.

An dieser Stelle danke ich auch den anderen Teilnehmerinnen für ihre kreativen Kostbarkeiten und für die Aufmerksamkeit des Publikums. Wer noch dabei war, könnt ihr hier nachlesen.

Vor meinem Auftritt war ich auf einem Vortrag. Das Thema war »Lesegewohnheiten vor dem Hintergrund neuer und neuster Medien«. Das interessiert mich ja. Ich hab Bock auf den innovativen Scheiß, auf den unabhängigen Scheiß, auf Gedanken, die sich um Möglichkeiten drehen, die »neue und neuste Medien« bieten. Das heißt also, ich interessiere mich sehr für das, was Du dann nachher auf Deinem, unter beschissensten Verhältnissen hergestellten, Elektroschrott siehst und anklickst. Aus dem Vortrag habe ich, ziemlich überspitzt, völlig subjektiv, aber mMn deutlich gesagt, Folgendes mitgenommen:

  • Bücher sind kein Medium für Text, Bücher sind heilig
  • Ihr sollt alle die Bücher in Buchhandlungen kaufen
  • Eltern sollen, wenn sie denn verantwortungsbewusst sind, mit ihren Kindern Kinderbücher in Buchhandlungen kaufen
  • Der größte Online-Buchhandel-Konzern ist der Teufel
  • Ebook-Reader sind etwas Abfälliges, also Teufelszeug
  • Ebooks sind einfach nur kopierte Texte
  • Die Buchpreisbindung ist der magische Schutzwall vor dem Zorn des Wer/Wasauchimmer
  • Die »großen« Verlage, sind sehr nette Konzerne, die die heiligen Bücher wirklich lieben

Hier verschlug es mir die Sprache, da ein profitorientiertes System/Unternehmen mit dem Wort »Liebe« einfach mal dermaßen verharmlost und verzerrt wurde. Geschockt vergaß ich zu sagen, dass der Markt, der dem Verlagswesen am ähnlichsten ist, mMn der Musikmarkt ist. Das vielleicht einmal rüber geschielt werden könnte, um daraus zu lernen, da, aller Wahrscheinlichkeit nach, die Buchpreisbindung in naher Zukunft nicht mehr existieren wird. Ach, wusstet ihr, das all das Musikzeugs von der Gema geregelt wird? Das wurde so vermutet. Ich vermeinte nicht nur mein Raunen im Saal zu vernehmen.

Interessant fand ich einen Beitrag aus dem Publikum: Die Idee, die Politik solle eine staatliche Initiative einrichten, eine Art Förderung, um Leuten, die nicht soviel Kohle haben, den empfohlenen Buchkauf auch zu ermöglichen. Du würdest dann Fördermittel für Bücher beantragen, die in Deinem Haushalt, Deiner Meinung nach nicht fehlen sollten. Entgegnet wurde, dass Bücher nun einmal nicht billiger herzustellen seien. Häh, wie bitte? Darum ging es doch nicht?! Auf die Klarstellung wurde nicht reagiert, obwohl hier das erste Mal von einem »Lösungsansatz« gesprochen wurde, der in Richtung Politik abzielt und nicht 0815 Standard ist (Vonwegen die KonsumentInnen müssten durch ihr Kaufverhalten irgendwelche Lösungen herbei führen).

Und dann komme ich zum letzten Punkt, den ich mitgenommen habe:

  • Ändere bloß nix am bestehenden, heiligen System, weil das auch Arbeitsplätze vernichtet :(

Über neue Medien, und vor allem neuste Medien, habe ich nichts gehört. Es sei denn, Ebook-Reader, Tablets und Internet werden als #Neuland betrachtet (Ich sage nicht »Neuland«, weil ich das so witzig finde und mich dem heiteren Gebrechen anbiedern will, sondern, weil ich es so traurig finde, wo das technische Knowhow im eigenen Business und Schaffen vor sich hin röchelt). So gern hätte ich Leute gefunden, die interessiert sind: an Innovation, kreativem Potential und Wegen, die nicht vom Markt gegangen werden (können).

Sind Creative Commons Lizenzen nicht eine geile Option für unabhängiges publizieren? Sind mediale Mischformen von Literatur, Video und solchem Zeugs nicht eine zu erkundende Herausforderung? Inhalte frei ins Netz zu stellen und lediglich die Form als Produkt zu betrachten, ist doch DIE Möglichkeit, innerhalb dieses Systems, um Leuten Impulse zu geben, nicht nur den Status in Sozialen-Netzwerken zu lesen und eben Leute einzubeziehen, statt die ökonomische Ausgrenzung zu stützen?!

Weißt Du warum ich mein erstes (dickeres) Buch überhaupt gelesen habe? Ich bin ja keiner dieser sog. »Bücherwürmer«, die schon als Kind in der Bibliothek abhingen und auch nicht in einem Akademikerhaushalt aufgewachsen, wo ich mir den Zugang zu Literatur eher denken kann. Es war bei einer sechsstündigen Autofahrt, ich war 12 Jahre alt und hatte keinen GameBoy! Danach war ich angefixt, aber solche Szenarien sind heute und hier, im Zeitalter der medialen Beballerung, nicht mehr obligatorisch denkbar! Also muss ich als AutorIn/VerlegerIn/BuchverkäuferIn heute andere Möglichkeiten für Anreize schaffen, mich beschäftigen, statt auszublenden, auf eine einfache Idealisierung von Büchern zu bestehen, die ich dann dogmatisch zur Diskussion stelle und Anwesende versuche zu »bekehren«.

Joa, und dann wären wir auch schon fast am Ende dieses Wochenüberblicks. Die neue blumseltsame Internetpräsenz wird voraussichtlich im Dezember online gehen. Und Da ich selber momentan keine Kohle habe, um großartig Produktionsmittel zu kaufen, bin ich sehr froh, dass mir der offene Kanal Kiel die benötigte Technik zur Verfügung stellen kann. Das Script ist geschrieben. Die Location ist gefunden. Ein paar Dinge müssen noch geklärt werden, aber dann heißt es:

Lasset das Drehen beginnen!

Und ich komme meiner Vision von einem Hörbuch-Video Schritt für Schritt näher.

Gruzz
blumseltsam

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