Wochenrückblick Ende_Nov_13

Heyho,

liebe LeserInnen. Hier ist der blumseltsame Wochenrückblick, Ende November, 2013. Es geht um mediale Meinungsbildung, Glück und meinen kleinen, aber feinen Berlin-Besuch.

Verlagsgruppen, sogenannte Medienhäuser, haben oft Kosten und Mühen gescheut, rationalisiert, Prozesse vereinfacht und ihre Arbeit profitorientiert ausgerichtet, sodass wir nun flächendeckend mit ein und der selben Meinung (-sbildung) versorgt werden. Auch die hier im Norden tätige sh:z  ist ein Medienhaus, mit 20 Tageszeitungen. Die Kritik, zum Beispiel auf dem rechten Auge Blind zu sein, soziale Missstände zu ignorieren, oder zu verharmlosen, trifft, zumindest hier im Norden, oft einzelne Tageszeitungen - was ich wirklich ungerecht finde…

Denn das ist doch ein flächendeckendes Phänomen, gebacken im Ofen der Medienhäuser. EURE Probleme verkaufen sich eben nicht so gut, regen keine gewünschten Emotionen an und wetten zu alledem auch noch gegen die, der Verlagsgruppe nahestehenden Partei – UND DAS GEHÖRT SICH EBEN NICHT!

Genug abgelabert … Die regionale Tageszeitung griff natürlich auch die beschissene Glücksstudie, den Glücksatlas, mehrfach auf, und gern verkündete die sh:z, dass die Schleswig-Holsteinischen BürgerInnen arm, aber glücklich seien.

Du musst schon komplexe Zusammenhänge herstellen, am besten die kombinatorische Fähigkeit aus Sherlock Holmes Genpool geerbt haben und, um zu weiterführenden Antworten zu kommen; eben gewisse Fragen stellen. Zum Beispiel: Wie es denn bei diesen Missständen sein kann, dass die norddeutsche Bevölkerung dermaßen zufrieden ist? Und unter höchster Konzentration, das Potential Deines Hirns zu 0,99% ausschöpfend, findest Du dann auch die Antwort auf diese verzwickte Frage, sogar innerhalb der sh:z Nachrichten. Hier wird dann auch deutlich, dass die Pozilei auf unser aller Glück neidisch ist, weshalb sie sich so sehr anstrengt, es uns zu vermiesen.







Nun gibt es an der Medienlandschaft hierzulande viel zu kritisieren, sicherlich. Doch wo geht die Reise in Sachen Medien und Kultur hin? Wie sieht es in anderen Teilen der Medienwelt aus? Lohnt sich nicht ein Blick, vielleicht nach Japan, um vielleicht herzuleiten, was uns erwartet? Jedenfalls verschlang ich diese kritische Artikelreihe, über Medien in Japan förmlich. Vielen Dank für die Arbeit! Und ich werde mich in Zukunft noch etwas mehr mit Adorno beschäftigen.

Vielleicht finde ich dort auch eine Antwort auf die Frage, warum ich mich in dieser Gesellschaft so gerne berummel und mich damit versuche, von meinen bitteren Aussichten abzulenken.

Einige bittere Aussichten haben, seit meinem Umzug von Berlin in die nördliche Provinz, an Tiefenschärfe gewonnen. In anderen Bereichen bin ich dafür nicht mehr so nah dran und versuche dem online entgegen zu wirken.

Zum Beispiel habe ich in der Provinz eine Menge Stress bekommen, wenn ich aufstehe und etwas gegen homophobe Witze sage, oder gegen *ismus protestiere. Das führte dann auch zu unsäglichen Grunddiskussionen, ob Protest sinnvoll ist und harmonisierendes Maul-halten nicht die bessere Variante. So wie ich faschistische Ideologien verurteile (also SELBSTVERSTÄNDLICH nicht das ich...), schaffe ich »Bad Vibes«! Haha, ja, das Toneargument, um inhaltlich davon zu fliegen!

Ich denke, ich genieße außerdem das Privileg, dass die Leute nicht so genau einschätzen können, ob sie mich nun ohne Verluste verprügeln können, oder nicht. Jedenfalls hab ich noch nichts auf die Fresse bekommen, wenn ich mich da so hin stellte und sagte, was ich beschissen finde. Dafür hielten sie mich schon für schwul. Weil ich Homophobie nicht mag und ein Mann bin. Muss ich wohl schwul sein...

Es ist für mich in der Provinz einfach schwer, auf Leute zu treffen, für die es eine Selbstverständlichkeit ist, *ismus zu reflektieren und dagegen zu protestieren. In Berlin ist das noch anders und das fehlt mir: Leute, die ich für »völlig normal« halte.

Doch auch immer wieder gibt es Überraschungen. Letztens, in der hiesigen regionalen Lieblingskneipe, konnte ich mich zurücklehnen und zuhören, wie die Barkeeperin dem Gast einen vertellt, nachdem dieser rassistisch wurde. Da wuchs dann auch kein Gras mehr und war unmissverständlich. Es tat einfach gut, einmal nicht »der Verrückte« und einzige zu sein, der sich wegen soetwas aufregt - was für den Abend in der hiesigen Kneipe, als auch für den letzten kurzen Besuch in Berlin gilt, weshalb ich mich bei diesen Menschen hier herzlich bedanke.

Einen an der Marmel hab ich natürlich sicherlich, ohne Frage, aber wer hat das nicht...


Gruzz blumseltsam

Wochenrückblick_Mitte_Nov_13

Wegen dem bevorstehenden Dreh eines Videos, ging es diese Woche bei mir verstärkt um Film und Fernsehen. Laut meinem Account bei Moviepilot, habe ich, nur so nebenbei, knapp 400 Filme bewertet. Gesehen hab ich sicherlich doppelt so viele. Vom Filmemachen habe ich dennoch nur wenig Ahnung, aber es reicht, um mich an so ein Video zu wagen. Und ich hätte es dann gerne etwas unheimlich. Vielleicht sogar gruselig! Es geht um eine Geschichte im Märchen-Style und ich stelle mir dann vor, dass das Video nachher online gestellt wird. Wie gruselig sollte das Video also werden, wenn ich es frei zugänglich mache?

Nun sehe ich kaum noch Fernsehen. Zuviel Werbung, viel zu viel und erst der Schrott, der gesendet wird... Aber ich sehe viel Filme und Serien, seit langem schon, halt nur gezielter, du verstehst. In jungen Jahren waren das meist VHS-Videos. Wenn in meiner Kindheit eine VHS-Kassette und der Player dazu aus der Videothek geliehen wurde, war dies für mich gleichbedeutend mit einem ruhigen, entspannten Abend. Nur logisch, dass ich da eine gewisse Beziehung zum Filmeschauen aufbaute.

Die Entdeckung von Drei ??? Kassetten, war auch ein Highlight. Vor drei Jahren wollte ich meiner Nichte eine Drei ??? Kassette zum dritten Geburtstag schenken. Als ich Folge 1, Die Drei Fragezeichen und der Superpapagei, das erste Mal hörte, war ich im selben Alter und absolut begeistert. Als ich eine Kassette kaufte, sie hübsch einpacken ließ und darüber nachdachte, dass ich derjenige sein würde, der dem Kind die Drei ??? nahe bringt, war ich auch begeistert – von mir und sowieso. Meine damalige Freundin mit pädagogischer Ausbildung, war es dagegen nicht. Sie protestierte. Drei ??? seien zu gruselig für ein Kind dieses Alters, und so weiter. Ich pochte auf das geistige Alter meiner Nichte, und so weiter. Ein Hinundher von mehreren Stunden wurschtelte sich zusammen. Im Endeffekt musste ich der pädagogischen Argumentationskette Recht geben. Zutiefst kompromissbereit ging ich also los, um ein anderes Hörspiel zu besorgen. Vor einem Cover, das ein Gespenst zeigte, blieb ich stehen. Der Autor, Otfried Preussler gilt als »pädagogisch wertvoll«, wusste ich. Den Inhalt vom kleinen Gespenst kenne ich nicht, aber Krabat hatte ich mal gelesen und fand das Buch an sich recht unheimlich, was ich als gute Reputation sah. Ich bekam dann auch das pädagogische »GO« und meine Nichte war von dem Hörspiel begeistert.

Pädagogisch wertvoll! Ein Prädikat! Über Kinderschutz lässt sich viel verkaufen. Hörspiele, Kinderbücher, Serien und Filme. Ich selbst habe davon aber nicht viel mitbekommen, daher ist meine Sichtweise, was als pädagogisch wertvoll anzusehen ist, möglicherweise etwas verschoben. Zum Beispiel die FSK auf Filmen … Das ist doch QUATSCH!

Im Folgenden erstelle ich eine Top-7-Liste mit Filmen, die »es mir angetan« haben. Ich sah sie in jungen Jahren, unter der Schwelle der empfohlenen Altersfreigabe und sortiert sind sie nach dem Grad der Verstörung, die sie bei mir hinterließen.

Hier also die Top 7 der filmischen Verstörungen in jungen Jahren


Platz7 - Tanz der Teufel #1 (indiziert)


Der Streifen wurde in D rasch indiziert, aber ich sah eine Kopie auf VHS. Da muss ich (entgegen
meiner ersten Annahme) ca. 7, oder 8 Jahre alt gewesen sein. Mensch, hab ich mich bei diesen Einstellungen, wo die Kamera durch den dunklen Wald hetzt, gegruselt! Richtig schaurig! Und irgendwie geil. Nachdem ich durch Hörspiele schon im spaßmachenden Fürchten geübt war, konnte TdT #1 bei mir punkten. Teil 2 folgte am selben, oder einen Abend später. Tanz der Teufel hat nachhaltig Eindruck bei mir hinterlassen und war quasi meine Feuertaufe in Sachen Horror. Und ich fand die Reihe so gut, dass ich Armee der Finsternis (TdT #3) im Kino sah. Da war ich bereits 12 und feierte meine beiden Lieblingscharaktere - Ash und Ash`s abgetrennte Hand - ausgiebig. Die Alters-Freigabe war hier ab 16.



Platz6 - 2001: Odyssee im Weltraum (FSK 12)


Damals war ich ungefähr 5 Jahre alt und weder die Mukke des Films konnte mich abholen, noch
die Story in ihrer Gesamtheit. Völlig überfordert ging ich in mein Kinderzimmer, griff mir ein paar Spielzeugautos, setzte mich damit wieder vor den Fernseher, spielte, und so sah ich diesen Film ganz nebenbei. Die Stimmung dieses Science-Fiction übertrug sich dennoch auf mich, hinterließ ein leichtes Gehirnwabbeln und ich erinnere mich deutlich an den mir Angst einflößenden HAL!
Odyssee habe ich seitdem nicht wieder gesehen (die DVD liegt aber in diesem Moment vor mir :).

HAL 9000:

Platz 5 - Am Anfang war das O (FSK mindestens ab 16)


Ob der Titel überhaupt stimmt, kann ich nicht sagen. Ich finde im Netz nichts über diesen Streifen. Vielleicht kann mir jemand einen Tipp geben, nachdem ich gleich etwas von der Handlung erzähle.
Als an diesem schönen Nachmittag irgendwer auf den Play-Knopf am Videorekorder drückte und verschwand, die FSK Warnung routiniert von mir vor gespult wurde und der Film endlich begann, dachte mein ca. 6 Jahre altes Gehirn noch: Kuhl, ein Zeichentrick-Film! Die Geschichte war in so etwas wie der Steinzeit angesiedelt. »O«, ein Höhlenmensch-Junge, wurde in einer Höhle geboren und so begann eine Art Coming-of-Age-Story. Hier begann ich schon, etwas verunsichert zu werden, da das Ganze irgendwie merkwürdig, ja, ungewohnt brachial ablief. Im Folgenden bekam ich allerlei Verstörendes zu sehen. In einer Sequenz, ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen, betrachtete ich Steinzeitmenschen, sowie Dinosaurier, wie sie den Geschlechtsakt vollzogen. Das bewegte Bild, dass mich von nun an über Jahre verfolgte, war das von zwei Stegosauriern. Der eine krabbelte auf den Rücken des anderen und dann begannen die beiden zu poppen. Da Stegosaurier diese spitzen Platten auf dem Rücken trugen, schlitzte sich der poppende Saurier an dem Rücken des anderen auf und, wie mittendurchgesägt, klappte der Stegosaurus in zwei Hälften auseinander... Ich war fasziniert. Diese Filmerfahrungen beeinflussten meine zukünftige Sicht auf Disney`s Zeichentrickfilme und so ließ sich mir die heile Welt nicht mehr so leicht verkaufen. Außerdem zögerte ich beim Besuch von Jurassic Park.

Platz 4 - Anti-Kriegsfilme (FSK 12-16)


Bis auf Das Boot sah ich die alten bekannten Anti-Kriegsfilme alle in jungen Jahren, zwischen 7 und 10. ApocalypseNow, Full Metal Jacket, Good MorningVietnam, HamburgerHill – Alle diese Streifen hinterließen in meinem Munde einen metallischen Nachgeschmack, den ich erst nach Tagen wieder los wurde. Apocalypse Now beeindruckte mich besonders, doch war mir der Film damals vielleicht etwas zu »tiefgehend«, weshalb ich vieles nicht recht verstand. Die anderen Filme begriff ich weitestgehend. Und die enthaltene Gewalt darin, vielleicht zu sehr.

Platz 3 - Softporno (FSK ?)


Hier auch wieder ein Beispiel, dass mich gleichzeitig verstörte und faszinierte. Hier kann ich weder den Titel nennen, noch genau einschätzen, wie alt ich war. Aber ich war jung. Viel zu jung. Es ging um einen Polizisten, der eine Prostituierte überwachen sollte und sich (na klar) in sie verliebte. Das war aber alles egal, denn hier ging es um SEX!!! Ich bin mir sicher, dass die Erwachsenen im Raum dachten, ich wäre längst vor dem Bett liegend eingeschlafen. Sie irrten! In der einen Szene kamen die Leute im Film sich wieder einmal näher. Auf einmal sah ich, wie die Frau den Reißverschluss an ihrer Lackunterhose aufmachte. So etwas hatte ich noch nie gesehen! Über Jahre hinweg begleitete mich das Bild dieses merkwürdigen Schlüpfers. Ein ähnliches Modell:







 







 




Platz2 - Meet the Feebles (FSK 18)

Allerhöchstens war ich 10. Die Muppetshow fand ich damals noch gut. Doch Meet the Feebles sollte diese Plätze, die die Sesamstraße und Hallo Spencer eingenommen hatten, für alle Zeit neu besetzen! Ahnlich wie bei »Am Anfang war das O«, kam ich mir hier wieder vollends verarscht vor. Ich dachte: Hey kuhl, ein Film mit Puppen!
Ja, das stimmte auch. Spätestens als die Katze dem Walross einen bläst, verfiel ich in Schockstarre. Auch als der Hase, der denkt, er hätte Aids, aus der Karotte geschossen kommt, dabei seine eitrigen Pusteln platzen, die im Folgenden auf das Publikum spritzen, konnte ich meinen Blick nicht abwenden. Der Amoklauf des Nilpferds erschien mir nur konsequent. Nach diesem Film war ich wirklich über einen ganzen Zeitraum sehr verstört. Wie gesagt, Muppetshow, Sesamstraße, oder Poldy`s »Ich will dir fressen«, waren anschließend für mich kaum noch zu ertragen.





Platz1 - Mörderspinnen (FSK 16)


Dieser Film mag heute Trash sein, der vielleicht einen kritischen Bezug zur Agrar-Wirtschaft herstellen will. Aber er sollte mit Recht abgelehnt werden, weil viele der Tiere bei den Dreharbeiten tatsächlich ermordet wurden. Aus diesem Fakt leite ich heute her, warum mir dieser Streifen eine Scheiß-Angst gemacht hat. Dieses Mal war ich sicher schon 11, vielleicht Anfang 12, hatte schon eine Menge Horror-Filme gesehen, hielt mich, für abgehärtet, schiss mir bei dem Film aber voll in die Hose. Nachdem der Horrorfilm vorbei war, fing der Horror für mich erst an - trieb mich die Furcht vor Spinnen und Dunkelheit. Würde ich in die Dunkelheit geraten, würden die Spinnen zu tausenden kommen und sich an mir, für den Tod ihrer ArtgenossInnen, fürchterlich rächen. Die Nacht überstand ich mit eingeschaltetem Licht und zitternd, ohne Bettdecke, da ich fürchtete, unter ihr würden sich Spinnen befinden. Mein damaliges gutes Verhältnis zu Hausspinnen wurde zerstört. In Gegenwart der Gattung Vogelspinne, muss ich auch heute noch Panik unterdrücken. Meine Fresse. Es hat Jahre der Selbst-Therapie gebraucht, bis ich wieder mit diesen Tieren Kuhl war. Dieser Film ist ein richtig beschissener Kack-Film und kann seine Existenz nicht im Ansatz rechtfertigen. Als ich irgendwann morgens endlich einschlief, träumte ich das erste und einzige Mal schlecht, wegen eines Horror-Films.




Filme in der Kategorie »Filmische Verstörung in jungen Jahren«, die es nicht in die Top 7 geschafft haben, dennoch eine Erwähnung finden sollen (unsortiert):














Gruzz blumseltsam

Wochenrückblick_Anfang_Nov_13

YO! Der Wochenrückblick:

In dieser Woche habe ich mich mit Geschlechterquoten und Leseverhalten vor dem Hintergrund der weitverbreiteten medialen Endgeräte beschäftigt. Außerdem berichte ich als Teilnehmer an der Veranstaltung »lange Nächte Eckernförde« und schiebe zu guter Letzt ein paar News hinterher.

In einem der Sozialen-Netzwerke kam ich in ein Gespräch über die Frauen-, bzw. Geschlechterquote.
Ich erspare Dir an dieser Stelle die Einzelheiten dieser Commentabfolge, es sei nur gesagt, dass es sich um einen Post handelte, der begründen sollte, warum, oder wann, gegen eine Geschlechterquote zu stimmen ist. Die Begründung erschien mir auf den ersten Blick nicht einleuchtend, also fragte ich nach. Für mich war es der Anstoß, mich endlich einmal näher mit dem Prozedere einer Quote zu beschäftigen.

Vorweg und verkürzt gesagt, sehe ich nun eine Geschlechterquote als mögliches Instrument, um strukturellen Sexismus in Institutionen/Parteien/Unternehmen/usw entgegen zu wirken.

Die Gegenargumente, bspw. dass eine Frauenquote ja Zwang für Frauen bedeuten würde, halte ich für (latent) anti-feministisch motiviert, zumindest für eine verpackte Scheißegal-Haltung. Wer das anders sieht - ich lasse mich gerne belehren.

Gleichberechtigungen herbei zu führen, bedeutet aus meiner Sicht auch ein Durchsetzen, ein Kampf gegen bestehende Strukturen, und ja, das wird wahrscheinlich anstrengend und auch »unkomfortabel« sein. Hier, finde ich, ist »Einsatz« und ein Mitdenken von anderen Betroffenen wünschenswert. <3-!POWER!-<3

Es ist mir letztlich egal welches Geschlecht uns ausbeutet, schikaniert, gängelt, unsere Rechte beschneidet, und diese Aspekte fand ich beim lesen selten berücksichtigt. Jedoch stieß ich bei meinen Recherchen auf eine Artikel-Reihe, die auf www.maedchenmannschaft.net zu finden ist, und hier fand ich einen guten Ausgangspunkt, um mich mit den Ansätzen feministischer Ökonomie auseinander zu setzen.

Nun wurden im Post ja Gründe gegen eine Quote (unter gewissen Umständen) angeführt, aber was für Pro-Gründe gibt es? Ich fand Folgendes:

Hast du Grund 8. gelesen?

»8. Konferenzen werden kürzer. Die Quote schont die Nerven.«

Ich musste mich herzlich kringeln, vor lachen und dachte bei mir, dass Grund 8. irgendwie mit Grund 10. zusammenhängt. Die 10 Gründe wurden natürlich sofort im Thread gepostet.

Im Zuge der Veranstaltung »Lange Nächte Eckernförde«, unter dem Motto »Ein Korn, ein Gedicht« bekam ich die Gelegenheit mit anderen Menschen eine Lesung zu gestalten. Ich würde »Tacheles:Dein Alltag ist ein Abenteuer!«, Folge 3, die Hellas, vorlesen, hatte aber ehrlich gesagt keinen Plan, was die anderen so machen. Die orientalische Räumlichkeit war kuschelig und mit ca. 15 Personen gut besucht. Um so mehr freute ich mich, als Klaus Funke den Start hinlegte und das erste Gedicht mit diesen Worten einleitete: »Dieses Gedicht ist all den sozial benachteiligten Menschen gewidmet.«

YES YOAH!, dachte ich in diesem Moment. Kein Wischiwaschiweichspülanfang, den ich so sehr fürchtete.

An dieser Stelle danke ich auch den anderen Teilnehmerinnen für ihre kreativen Kostbarkeiten und für die Aufmerksamkeit des Publikums. Wer noch dabei war, könnt ihr hier nachlesen.

Vor meinem Auftritt war ich auf einem Vortrag. Das Thema war »Lesegewohnheiten vor dem Hintergrund neuer und neuster Medien«. Das interessiert mich ja. Ich hab Bock auf den innovativen Scheiß, auf den unabhängigen Scheiß, auf Gedanken, die sich um Möglichkeiten drehen, die »neue und neuste Medien« bieten. Das heißt also, ich interessiere mich sehr für das, was Du dann nachher auf Deinem, unter beschissensten Verhältnissen hergestellten, Elektroschrott siehst und anklickst. Aus dem Vortrag habe ich, ziemlich überspitzt, völlig subjektiv, aber mMn deutlich gesagt, Folgendes mitgenommen:

  • Bücher sind kein Medium für Text, Bücher sind heilig
  • Ihr sollt alle die Bücher in Buchhandlungen kaufen
  • Eltern sollen, wenn sie denn verantwortungsbewusst sind, mit ihren Kindern Kinderbücher in Buchhandlungen kaufen
  • Der größte Online-Buchhandel-Konzern ist der Teufel
  • Ebook-Reader sind etwas Abfälliges, also Teufelszeug
  • Ebooks sind einfach nur kopierte Texte
  • Die Buchpreisbindung ist der magische Schutzwall vor dem Zorn des Wer/Wasauchimmer
  • Die »großen« Verlage, sind sehr nette Konzerne, die die heiligen Bücher wirklich lieben

Hier verschlug es mir die Sprache, da ein profitorientiertes System/Unternehmen mit dem Wort »Liebe« einfach mal dermaßen verharmlost und verzerrt wurde. Geschockt vergaß ich zu sagen, dass der Markt, der dem Verlagswesen am ähnlichsten ist, mMn der Musikmarkt ist. Das vielleicht einmal rüber geschielt werden könnte, um daraus zu lernen, da, aller Wahrscheinlichkeit nach, die Buchpreisbindung in naher Zukunft nicht mehr existieren wird. Ach, wusstet ihr, das all das Musikzeugs von der Gema geregelt wird? Das wurde so vermutet. Ich vermeinte nicht nur mein Raunen im Saal zu vernehmen.

Interessant fand ich einen Beitrag aus dem Publikum: Die Idee, die Politik solle eine staatliche Initiative einrichten, eine Art Förderung, um Leuten, die nicht soviel Kohle haben, den empfohlenen Buchkauf auch zu ermöglichen. Du würdest dann Fördermittel für Bücher beantragen, die in Deinem Haushalt, Deiner Meinung nach nicht fehlen sollten. Entgegnet wurde, dass Bücher nun einmal nicht billiger herzustellen seien. Häh, wie bitte? Darum ging es doch nicht?! Auf die Klarstellung wurde nicht reagiert, obwohl hier das erste Mal von einem »Lösungsansatz« gesprochen wurde, der in Richtung Politik abzielt und nicht 0815 Standard ist (Vonwegen die KonsumentInnen müssten durch ihr Kaufverhalten irgendwelche Lösungen herbei führen).

Und dann komme ich zum letzten Punkt, den ich mitgenommen habe:

  • Ändere bloß nix am bestehenden, heiligen System, weil das auch Arbeitsplätze vernichtet :(

Über neue Medien, und vor allem neuste Medien, habe ich nichts gehört. Es sei denn, Ebook-Reader, Tablets und Internet werden als #Neuland betrachtet (Ich sage nicht »Neuland«, weil ich das so witzig finde und mich dem heiteren Gebrechen anbiedern will, sondern, weil ich es so traurig finde, wo das technische Knowhow im eigenen Business und Schaffen vor sich hin röchelt). So gern hätte ich Leute gefunden, die interessiert sind: an Innovation, kreativem Potential und Wegen, die nicht vom Markt gegangen werden (können).

Sind Creative Commons Lizenzen nicht eine geile Option für unabhängiges publizieren? Sind mediale Mischformen von Literatur, Video und solchem Zeugs nicht eine zu erkundende Herausforderung? Inhalte frei ins Netz zu stellen und lediglich die Form als Produkt zu betrachten, ist doch DIE Möglichkeit, innerhalb dieses Systems, um Leuten Impulse zu geben, nicht nur den Status in Sozialen-Netzwerken zu lesen und eben Leute einzubeziehen, statt die ökonomische Ausgrenzung zu stützen?!

Weißt Du warum ich mein erstes (dickeres) Buch überhaupt gelesen habe? Ich bin ja keiner dieser sog. »Bücherwürmer«, die schon als Kind in der Bibliothek abhingen und auch nicht in einem Akademikerhaushalt aufgewachsen, wo ich mir den Zugang zu Literatur eher denken kann. Es war bei einer sechsstündigen Autofahrt, ich war 12 Jahre alt und hatte keinen GameBoy! Danach war ich angefixt, aber solche Szenarien sind heute und hier, im Zeitalter der medialen Beballerung, nicht mehr obligatorisch denkbar! Also muss ich als AutorIn/VerlegerIn/BuchverkäuferIn heute andere Möglichkeiten für Anreize schaffen, mich beschäftigen, statt auszublenden, auf eine einfache Idealisierung von Büchern zu bestehen, die ich dann dogmatisch zur Diskussion stelle und Anwesende versuche zu »bekehren«.

Joa, und dann wären wir auch schon fast am Ende dieses Wochenüberblicks. Die neue blumseltsame Internetpräsenz wird voraussichtlich im Dezember online gehen. Und Da ich selber momentan keine Kohle habe, um großartig Produktionsmittel zu kaufen, bin ich sehr froh, dass mir der offene Kanal Kiel die benötigte Technik zur Verfügung stellen kann. Das Script ist geschrieben. Die Location ist gefunden. Ein paar Dinge müssen noch geklärt werden, aber dann heißt es:

Lasset das Drehen beginnen!

Und ich komme meiner Vision von einem Hörbuch-Video Schritt für Schritt näher.

Gruzz
blumseltsam

Wochenrückblick Okt 13

Mit Bedauern stellte ich diese Woche einmal mehr fest, dass die Debatte um Klassismus und Privilegien-Theorie, ohne Kapitalismuskritik gedacht, sich nur selbst karikiert. Auch ein Arbeiterkind kommt dann irgendwann ebenso wahrscheinlich, und der "Gerechtigkeit" halber, in eine "gehobene" Position, vielleicht die einer Standortleiterin?
Letztlich ist mir völlig egal, wer den Apparat bedient, der die beschissenen Bedingungen konsequent schaffen muss, um sich am laufen zu halten. Dennoch lege ich etwas Hoffnung in die Privilegien-Theorie, hoffe, dass diese sensibilisieren kann. Diese Gedanken schrieb ich auf und kommentierte damit einen Artikel auf scienceblogs.de [Achtung Trigger: Rassismus, Sexismus]

Wie du vielleicht mitbekommen hast, bin ich diesen Sommer einem Kleingartenverein beigetreten. Einerseits aus Recherchegründen für das (über)nächste Buch, andererseits um einen auf Selbstversorger zu machen und damit zu experimentieren. knapp 500 quadratmeter stehen mir dabei zur Verfügungung und jetzt, am Saisonende, blicke ich schon auf eine Menge Neugelerntes zurück. Ich will meinen Fokus auf mehrjähriege Pflanzen richten, etwas herumzüchten und gern unabhängig von Saatgut werden. Mit Kapuzinerkresse geht das zum Beispiel hervorragend: Die Samen kannste sammeln und im nächsten Jahr wieder in den Acker bringen, du kannst sie aber auch trocknen und in die Pfeffermühle hauen. Schmeckt etwas wie Wasabi, so meerrettich-mäßig. Kommt für mich als Pefferersatz jedenfalls in Frage. Ein Nachteil ist vielleicht, dass das Experimentieren sehr lange dauert. Ich habe zum Beispiel den Fehler gemacht, die Kapuzinerkresse-Samen in einem Glas zu sammeln. Irgendwann, in einem Anfall von Nichtnachdenken, schraubte ich das Glas dann zu. Das Wasser in den Samen entwich und jetzt gammelts natürlich und ich muss ein ganzes Jahr warten, bis ich wieder Samen habe.

Ein Kollege kam schon vor einiger Zeit mit Willy Brandt an. Der Wikiartikel liest sich, finde ich, wie ein Thriller. Ich bin gespannt, ob es nich iwann verfilmt wird. Vielleicht gleich nach Perry Rhodan? Kann sich darum ma wer kümmern?

Dann ist noch ein kuhles Lied rausgekommen, dass ich die Tage immer wieder gerne höre:

"zensiertes Abbild meiner Gefühle" by Lena Stoerfaktor (Guts Pie Earshot RMX)

Gruzz